Der Medizintechnik Sektor in Deutschland bietet aktuell viele Chancen

Medizintechnik in Europa: Etwa 7,5% der gesamten Ausgaben im Gesundheitsmarkt erfolgen im Bereich der Medizintechnik. Dabei ist das größte Segment In Vitro Diagnostik mit globalen Ausgaben von 47,4 Milliarden US$, gefolgt von Kardiologie (39,9 Milliarden US$), Diagnostische Bilder (35,5 Milliarden US$) und Orthopädie (33,8 Milliarden US$). In Europa gibt es etwa 25.000 Medizintechnik Unternehmen mit mehr als 575.000 Mitarbeitern. Die europäische Medizintechnik Industrie wird dabei dominiert von kleinen- und mittelständischen Unternehmen, auch KMU genannt. Sie machen nahezu 95% der Medizintechnik Unternehmen aus.

Europa ist weltweit der zweitgrößte Gesundheitsmarkt, mit etwa 30% der weltweiten Ausgaben. Der größte Markt in Europa ist dabei Deutschland mit Umsätzen von 26,8 Milliarden US$ im Jahr. Obwohl viele Krankenhäuser defizitär sind bleibt die Nachfrage nach medizinischen Geräten in etwa gleich.

Während Medizintechnik Unternehmen sich über ganz Europa verteilen, haben sich einige regionale Cluster entwickelt. Die Unternehmen in diesen Clustern profitieren nicht nur von den Opportunitäten von gemeinsamen Research-Möglichkeiten und der Ballung von Experten in vielen medizinischen Bereichen, oft auch von der Kollaboration in Gebieten wie Lobbying oder dem gemeinsamen Einkauf von Produktkomponenten.

Einer der größten Cluster in Europa ist in der Gegend von Tuttlingen, einer Kleinstadt im Südwesten Deutschlands. Mit mehr als 400 Medizintechnik Unternehmen und über 13.000 Mitarbeitern beansprucht die Gegend für sich den Titel „Weltzentrum der Medizintechnik“. Um den Operationsinstrumente Hersteller Aesculap oder Endoskopie Hersteller Karl Storz sind mehr als 90% der Unternehmen KMU’s.

Medizintechnik in Deutschland

Der Gesundheitsmarkt in Deutschland hat eine Größe von etwa 315 Milliarden EUR und einen Anteil am BIP von 11,3% mit einer Wachstumsrate von 3% p.a. Außerdem gibt Deutschland etwa 28 Milliarden EUR für Medizintechnik aus, um die wachsende Nachfrage durch eine alternde Bevölkerung, ansteigende chronische Krankheiten sowie für präventive und ambulante Medizin zu befriedigen.

Medizinische Geräte ist einer der wichtigsten Segmente in diesem Markt mit über 44% Marktanteil. Der Hauptanteil der Gesamtproduktion wird exportiert, weshalb viele Unternehmen wiederum Produkte aus anderen europäischen Ländern und Nordamerika importieren müssen, um ihren Bedarf zu befriedigen.

Von etwa 12.600 Unternehmen in der Medizintechnik sind über 90% Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern. Die Herstellung von Röntgengeräten ist der größte Sektor (30%), gefolgt von zahnärztlichen Instrumenten (17%), Prothesen und Implantaten (10%) und Endoskopen und OP-Instrumenten (8%).

Deutsche Unternehmen in der Medizintechnik sind hochinnovativ, mit einem großen Wettbewerbsvorteil in einer wettbewerbsintensiven Industrie. Durchschnittlich geben die Unternehmen 9% ihrer Umsätze (insgesamt 2,8 Milliarden EUR) in Forschung und Entwicklung aus, wobei 15% der Mitarbeiter in diesem Bereich tätig sind. Da der Produktlebenszyklus mit durchschnittlich 3 Jahren sehr kurz ist, arbeiten viele Unternehmen mit Forschungsinstituten zusammen.

Wichtige technologische Trends verändern das Gesundheitswesen. Hyper Connectivity, Supercomputing und Cloud-Computing spielt eine immer größere Rolle für digitale Lösungen in der Gesundheitsindustrie in Deutschland (mHealth). Schätzungsweise wird dieser Markt in 2017 um 3 Milliarden EUR wachsen, was dieses Feld eines der interessantesten Investitionsfelder in der Medizintechnik macht. Die derzeit am meisten genutzten mHealth Applikationen beziehen sich auf Ernährung und Fitness.

Die Medizintechnikindustrie ist in einer ständigen Entwicklung und nahezu täglich können neue Trends und Produkte im Markt identifiziert werden. Die Haupttrends, die derzeit den Markt vorantreiben sind dabei 3D Druck Technologie, personalisierte Medizin, Digitalisierung und neue Robotersysteme für Operationen.

Medizintechnik und Private Equity

Für die Unternehmen in der Medizintechnik-Industrie ist organisches Wachstum eine der größten Herausforderungen. Daher suchen viele Unternehmen Wege des anorganischen Wachstums, um spürbare Topline Verbesserungen zu erzielen. Das derzeitige Marktumfeld mit günstigen Krediten und hohen Bewertungen führen dazu, dass Übernahmen weiterhin zu den attraktivsten Optionen gehören, um Wachstum zu erzielen. Eine weitere Motivation für Übernahmen ist der Zugang zu neuen Technologien. Sogar IT und Konsumgüterunternehmen streben in die Medizintechnik. Insbesondere IT Gesellschaften suchen dadurch nicht zuletzt Kooperationspartner um Ihre eigenen Produkte und Services zu vermarkten. In der kürzeren Vergangenheit waren strategische Käufer in allen Größenordnungen von Übernahmen aktiv, insbesondere aber in der Größenordnung von 500 Millionen US$ bis 5 Milliarden US$.

Durch die stärkere Aktivität der strategischen Investoren ist der Anteil an Private Equity Transaktionen in den vergangenen zehn Jahren von 20% auf 10% zurückgegangen. Die Aktivität der strategischen Investoren macht das Umfeld für Private Equity Fonds einerseits schwierig. Andererseits bietet sich dadurch allerdings auch die Möglichkeit, strategische Investoren als Partner für den Exit zu gewinnen. Darüber hinaus besteht für Private Equity Fonds die Möglichkeit, mit strategischen Käufern zu kooperieren, um Transaktionen zu ermöglichen und ihre eigene Expertise einzubringen. So kann sich z.B. die strategische Expertise mit der Finanzexpertise der Private Equity Investoren hervorragend ergänzen. Ebenso können Private Equity Fonds eine Vielzahl von Transaktionen finden, welche für strategische Käufer häufig nicht attraktiv sind, wie komplexe Carve-Outs, Outsourced Services wo kein logischer OEM Eigentümer vorhanden ist, oder Subscale Assets, welche einer Konsolidierung bedürfen, bevor sie für strategische Investoren attraktiv sind.

Die attraktivsten Sektoren in Europa sind Produzenten, Biopharma und Dienstleistungen. Der Markt in Europa ist fragmentiert, wobei der Grad der Konsolidierung je Segment variiert. Dies kommt Private Equity Fonds entgegen, die ihre Energie typischerweise auf diese Marktsegmente fokussieren um Buy-and-Built Strategien einzusetzen, zu Skalieren, um operational effizienter zu werden und Assets entsprechend konsolidieren um später das Interesse strategischer Investoren zu wecken.

Sämtliche Investoren waren in 2015 und 2016 in der Medizintechnik weiterhin sehr aktiv, insbesondere im Bereich Biopharma, welcher der Sektor mit der höchsten Aktivität in Deutschland und Europa war. Die Aktivität im Medizintechnik Sektor war robust, insbesondere im Bereich der Medizinprodukte. Hier gewannen im Wesentlichen die strategischen Käufer die jeweiligen Transaktionen.

Marktführerschaft in einzelnen Kategorien war einer der Hauptmotivationen der M&A Aktivität, sowohl für strategische Käufer als auch für Private Equity Fonds. Während strategische Investoren sich dahingehend positionierten, einige der Ziele im Bereich der Produzenten zu erwerben, haben die Private Equity Fonds Segmentführerschaft anders definiert: Sie erwarben Marktführer in bestimmten Segmenten Bereich Services, was für strategische Investoren nicht sinnvoll erschien, um dann einen Carve Out der Produktion OEMs durchzuführen. Letztlich wurde eine Buy-and-Built Strategie implementiert, indem sie Segmentführer zusammenführten.

Änderungen im regulatorischen Umfeld

Die EU Institutionen und ihre Mitgliedsländer arbeiten derzeit an einer neuen Legislation, um die Qualität der Zertifizierungsstellen und die Produktqualität von medizinischen Produkten zu erhöhen. Dabei sollen zukünftig die Zertifizierungsstellen ermächtigt werden, unangemeldete Prüfungen bei den produzierenden Unternehmen, ihrer Subunternehmer oder Ihrer Zulieferer durchzuführen. Die Veröffentlichung von Details der neuen Medical-Device-Regulation ist für Mitte 2017 vorgesehen.

Zukünftige Trends

Die Medizintechnik durchläuft eine Phase der fundamentalen Veränderung. Als Gründe sind hier einerseits sind die demographischen Veränderungen in vielen Teilen der Welt und die zunehmende Verbreitung von chronischen Krankheiten, welche die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Instrumenten, Diagnoseverfahren und innovativen eHealth Lösungen treibt. Andererseits werden die Ausgaben im Gesundheitswesen viele Länder aufgrund niedriger Budgets limitiert.

Das sich schnell verändernde Marktumfeld ist sicherlich ein Treiber für erhöhte M&A Aktivität in der Medizintechnik. „Size Matters” zunehmend in dieser Industrie, während Unternehmen versuchen die Skalierung zu erhöhen, nicht zuletzt um Ihre Verhandlungsposition gegenüber den Zulieferern zu erhöhen. Letztlich erhoffen sie sich durch mehr Größe von Synergien zu profitieren, sich auf ihr strategisches Kerngeschäft zu konzentrieren und von Randaktivitäten trennen zu können.

January 2017

German Medical Technology Industry_finalDE_2017 01 25

Der Medizintechnik Sektor in Deutschland bietet aktuell viele Chancen

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